Freitag, 21. Oktober 2016

Steampunk und Erotik: Amazonen der Lüfte

Mit zusammengekniffenen Augen wälzte sich Tessa unruhig auf der großzügigen Bettstatt. Die Hände griffen fest in das zerwühlte Laken. Von Schweiß durchnässt drückte der Stoff des weißen Nachthemds gegen die Konturen ihrer weiblichen Rundungen. Ihr langes Haar war zu feuchten Strähnen verklebt. Die Frau, deren Alter man kaum schätzen konnte, sah aus, als würde sie eine verzweifelte Schlacht schlagen. Immer wieder murmelte sie unverständliche Worte, während sie im Schlaf um sich schlug. Ein lauter Schrei ließ sie schließlich aus ihrem Albtraum erwachen.
Keuchend lag die rothaarige Frau in ihrem Bett. Die Augen starr zu Decke gerichtet. Das leise Klirren der rollenden Rumflasche brachte ihre Gedanken zurück in die Gegenwart.
Tessa richtete ihren Körper auf und sah sich in ihrer Kabine um. Mit schweren Augen blickte sie durch das Fenster in das vorbeifliegende Grau der Wolken. Der Wind hatte gedreht. Sie konnte das Vibrieren des Luftschiffs spüren, welches nun gegen die Luftströmung ankämpfte.
Die Artemis, ihr Schiff, würde es wohl nicht vor dem nächsten Tag nach Zwergheim schaffen. Eine willkommene Verzögerung, wenn nur nicht der Rum so weit weggerollt wäre.
Für einen normalen Menschen wären die drei Schritte kaum ein Problem gewesen, doch sie war anders. Die Kommandantin des Luftschiffs blickte auf den Stumpf ihres rechten Beins. Der Kunstfuß aus Metall und Leder, der ihr das Gehen ermöglichte, lag auf der anderen Seite ihrer Kabine. Sie hatte die Prothese wohl wieder einmal achtlos abgelegt, als sie ins Bett fiel, und das Schlingern des Schiffs hatte den Rest erledigt.

Notgedrungen sah sich die rothaarige Frau nach etwas um, das sie als Stütze verwenden konnte, denn sie wollte nicht wie ein Wurm über den Boden kriechen. An Land hätte sie den Weg auf einem Bein zurückgelegt. Schließlich war Tessa von Hohental nicht irgendeine hilflose Prinzessin. Auf dem schwankenden Luftschiff hatte selbst die furchtlose Anführerin einer kleinen Piratencrew keine Lust, das Schicksal und ihr Gleichgewicht herauszufordern.
Eine gefühlte Ewigkeit saß Tessa nun am Bettrand und starrte abwechselnd auf das Ersatzbein und die Flasche mit Rum, die sie, wider besseren Wissens, am Vorabend nicht geleert hatte. Es war ihre Medizin gegen den Schmerz und die Albträume ihrer Vergangenheit. Ein scheußliches Gebräu, dem sie Hass und Liebe schenkte.
Plötzlich ging die Tür auf. Beschämt zuckte Tessa zusammen. Sie hasste es, wenn jemand sie so sah.
»Hast du noch nie etwas von Anklopfen gehört, Lin?«
Die junge Frau sah Tessa mit ausdrucksloser Miene an und hob die Prothese auf.
»Wir haben den Nordtransit erreicht.«
»Solltest du dann nicht Wache halten.«
»Die Wolken sind zu dicht, als dass wir alle nach lohnender Beute Ausschau halten können. Anne und Kera sind auf der Brücke.«
Tessa nickte und sah zu Lin auf, die nun direkt vor ihr stand – das Ersatzbein in der Hand.
»Du solltest dir vielleicht doch eine Krücke zulegen«, sagte die Dunkelhaarige und lehnte die Gehhilfe an den Bettkasten.
»Ich habe ja dich«, erwiderte die Rothaarige säuerlich.
Die Blicke der Beiden kreuzten sich. Auch wenn Lin nach außen ruhig wirkte, konnte man die Anspannung spüren, die tief in ihr loderte. Anders als Tessa zeigte das Mädchen aus dem östlichen Kaiserreich ihre Gefühle normalerweise kaum jemandem. Es gab nur einen Menschen, der die verletzliche und zärtliche Lin kannte. Dieser saß vor ihr.
Vorsichtig tastend legte das Mädchen ihre Finger auf das Knie des Kapitäns. Eine vertraute Einladung, die mehr sagte als tausend Worte. Tessa durchlief ein Schauer. Sie verzog kurz die Miene, als sie die sanfte Berührung sinnlicher Intimität vernahm. Sie wusste sofort, warum Lin hier war, und beleckte die Lippen, während sie das Vordringen der Hand spürte, die sich an der Innenseite ihres Schenkels unter das Nachthemd schob.
Lin und sie hatten noch nie über ihre Beziehung gesprochen. Jedes Mal, wenn das Mädchen zu ihr kam, sprachen allein ihre Körper miteinander. Ein Austausch, bei dem es keine Fragen gab. Nur die Gewissheit gemeinsamer Freude existierte.
So war es auch diesmal. Tessa hob ihre Hand und berührte Lins Wange. Zarte Haut, die sich an ihre Finger schmiegte. Wärmendes Leben, das unter der blassen Fassade pulsierte.
Die Lippen der Beiden näherten sich, wobei Tessa unter dem Druck ihrer Gespielin die Schenkel öffnete. Nur einen Herzschlag später glitten bereits zärtliche Fingerkuppen über ihre Scham.
Erst war es nur ein kurzes Abtasten. Lin wich zurück und streichelte über das verstümmelte Bein, bis sie den Stumpf erreichte. Gefühlvoll umkreiste sie dieses mit der Hand, wobei Tessa ein sinnliches Seufzen entwich. Sie liebte diese Art des Vorspiels. Die intime Berührung durch die fremden Finger, die sonst niemand verstand.
Lin schenkte sie ihr für einen kurzen Moment. Doch das Mädchen wollte mehr und suchte wieder das feuchte Tal. Tessa stöhnte lustvoll auf und fuhr den dunklen Haaransatz am Kopf der etwas jüngeren Schönheit entlang. Mit der anderen Hand löste sie geschickt die Schnürung von Lins Gewand. Willig ließ sich das Mädchen von ihrem Kapitän entkleiden, während sie selbst Tessas Lustperle umkreiste, wobei der Nektar auf ihre Finger tropfte.
Tessa stöhnte lustvoll auf, als eine Welle feuriger Ekstase ihre Sinne umschlang. Die Augenlider flackerten und für einen kurzen Augenblick glaubte sie sich bereits am Gipfel. Doch der Weg war noch nicht zu Ende.
»Mach weiter«, flüsterte sie Lin ins Ohr und küsste dann den Hals der Gespielin.
Das Mädchen gehorchte und massierte nun immer stärker das Lustzentrum ihres Kapitäns. Der Saft der Leidenschaft lief aus der Spalte und erfüllte den Raum mit dem sinnlichen Duft weiblicher Lust. Benommen von stürmischer Ekstase taumelte Tessa in einen Orkan der Gefühle. Schauer aus lüsternem Verlangen durchströmten ihren Unterleib, während sie sich an Lin festhielt.
Die Ruhe hielt nur kurz. Mit feurigen Küssen begann das Spiel erneut. Erst der Hals, dann die Wangen und schließlich fanden sich ihre Lippen zu einer intimen Vereinigung der Fleischeslust. Tessas Zunge umspielte die des Mädchens. Es war ein entfesselter Tanz, in dem beide einen ekstatischen Rausch durchlebten.
Mit einem Mal explodierten die Gefühlswogen in Tessas Geist. Elektrisierendes Knistern durchzog ihren Körper. Eine Flutwelle der Leidenschaft schwappte durch ihren aufgeheizten Lieb. Die einbeinige Frau ließ sich in einen Ozean grenzenloser Gelüste fallen.
Sie war endlich am Gipfel der Lust angekommen. Ein Ort, an dem sie einfach nur glücklich sein durfte. Dieser Moment gehört ihr ganz alleine. Hier war sie frei von allen Zwängen, frei von Schmerz und dem Gefühl des Verlustes.
Tessa liebte die unkomplizierte Seligkeit, in der sie sich von ihrer eigenen Weiblichkeit umschlossen fühlte. Ein kleiner Augenblick des gemeinsamen Glücks in einer sonst gnadenlosen Welt.
Am ganzen Körper zitternd rang Tessa noch immer nach Luft, als Lin ihr mit einem Ruck das Nachthemd auszog, bevor sie sich ebenfalls vollständig entkleidete. Tessa ließ sich rücklings auf das Bett fallen und betrachtete dabei das athletisch geformte Mädchen, welches nun über sie stieg und ihren empfänglichen Leib mit Küssen verwöhnte.
Lin störte sich nicht an dem Beinstumpf, sondern küsste ihn wie jede andere Stelle ihres Körpers. Die Kommandantin der Artemis genoss dieses Gefühl, als normal behandelt zu werden – weder als Krüppel noch als Monster.
»Oh ja«, hauchte die sonst so resolute Frau, als die Zungenspitze des Mädchens ihre triefende Spalte erkundete.
Das Feuerwerk der Lust, welches Lin ihr schenkte, war so unbeschreiblich intensiv und schön, dass es jeden anderen Gedanken aus ihrem Kopf vertrieb. Mit einer Hand streifte Tessa über ihren Oberkörper und berührte ihre eigenen Rundungen, während sie mit der anderen den dunklen Haarschopf ihrer Partnerin fasste.
Fordernd drückte die Kommandantin den Kopf ihrer Gespielin gegen ihr empfindliches Zentrum. Schauer aus knisternder Lust peitschten durch ihren Körper und es dauerte nur einige Augenblicke, bevor sie erneut und diesmal noch lauter kam.
Als sie den Griff löste, begann das Mädchen, einer Schlange gleich, sich an ihr hochzuwinden. Immer noch schwer keuchend, fasste Tessa nach ihr. Mit den Fingernägeln kratzte sie über Lins Rücken und drückte sie gegen ihren vor Lust bebenden Leib.
Tessas kostete den eigenen Nektar, der noch an den Lippen des Mädchens klebte. Erst war es nur ein spielerisches Berühren, doch dann fanden sich auch schon ihre Zungen zu einem erneuten Kuss stürmischen Verlangens.
Wie Bestien fielen die beiden Frauen übereinander her. Vereint in sinnlicher Wollust durchwühlten sie gemeinsam das Bett, wobei sie immer wieder von ekstatischen Schauern gepeitscht aufstöhnten.
Die Flasche mit Rum war längst vergessen. Die berauschende Nähe der Gespielin ließ sie jeden Schmerz verdrängen. Atemlos gaben sich Tessa und Lin ihrer Leidenschaft hin. Es war ein Geben und Nehmen, ein Streicheln und Stoßen, Küssen und Beißen. Die Körper der Frauen hatten sich zu einem willigen Kokon der Lust vereint, als dumpfes Donnergrollen das Fensterglas erzittern ließ.
»Das sind Kanonenschüsse«, murmelte Lin.
Mit einem Seufzen zog Tessa ihre Finger aus dem nun ebenfalls zitternden Körper des Mädchens und leckte sich den Lustnektar von den Fingerkuppen.
»Wer bei allen Dämonen des Totenlands schießt denn da?«, fluchte die Kommandantin.
Hastig streiften sich die beiden Frauen ihre Kleidung über. Immer wieder war der Donnerhall zu hören.
»Ich weiß es nicht, doch die Schüsse gelten offenbar nicht uns«, sagte Lin.
»Warum weißt du das?«, wollte Tessa wissen und legte dabei ihr Bein an.
»Weil sie uns noch nicht getroffen haben«, erklärte das Mädchen.
Lin war jetzt fertig angezogen und machte sich auf den Weg zur Kabinentür.
»Ich gehe auf meinen Posten, Käpt’n.«
Tessa nickte und sah Lin nach, während sie zeitgleich immer noch mit der Schnürung ihrer Prothese kämpfte. In ihr tobte ein Wirrwarr aus Gedanken, wovon sich nur ein Teil um das Geschützfeuer rankte. Lin verwirrte sie.
Das Mädchen, welches gerade eben noch voller Leidenschaft mit ihr die fleischlichen Freuden geteilt hatte, war nun wieder so gefühlskalt wie ein Fels aus Granit. Tessa fragte sich, was in dem Kopf der Kleinen wohl vorging. Dieses Auf und Ab der Gefühle, belastete schon von Anfang an ihre Beziehung.
Viel Zeit zu Grübeln blieb ihr nicht, denn erneuter Donner erschütterte die Fenster. Was auch immer da draußen herumtobte, es war gefährlich.

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